Montag, 19. März 2012

Ich habe ein Gesicht!

Seit einiger Zeit wohne ich nun in Bremen. Und von dort aus fahre ich gelegentlich, so 2-4x die Woche, nach Hamburg. Mit dem Zug. Das ist eine laaaaaange Fahrt. Die versüße ich mir ganz gern mal mit einem Kaffee to go.

Einmal konnte ich mir den Luxus bei meinem Lieblings-Kaffee-Macher nicht leisten. Also ging ich zu einem Anderen. Der Kaffee dort ist günstiger. Und dann stellte ich auch noch fest: er schmeckt besser – und hat genialen Schaum! Ich hab dann mal dauerhaft den Anbieter gewechselt.

Als ich dort erst kurz Kundin war, musste ich jedoch eines nicht so schönen Tages mein flüssiges Trostpflaster in den Ausguss kippen – die Milch war sauer. Das stellte ich natürlich erst im Zug fest, daher konnte ich meinem Verkäufer erst am nächsten Tag von meinem Kummer berichten. Ich war wohl die Einzige, der es so ergangen war, denn die Blicke, die ich erntete, waren ein wenig schief und misstrauisch. Aber ich bekam meinen Latte an diesem Tag umsonst. Das war auch gut so, denn dadurch in meiner Wahl für sein Angebot bestärkt, hielt ich ihm die Treue!

Heute hatte ich Zeit. Ich musste vor Fahrtantritt noch etwas erledigen, und das ging schneller als geplant. Vor mir war noch eine andere Kundin, die auch auf sich aufmerksam machte, als der Ladenbesitzer nachfragte, wer an der Reihe sei. Natürlich gab ich ihr Recht! Außerdem, wie gesagt: ich hatte ja Zeit.
Während er nun ihre Bestellung abrechnete, fiel sein Blick kurz auf mich: „Latte?“ Klar Latte. Immer Latte. Wie schön: Jetzt weiß ich, dass ich als Kundin ein Gesicht habe. Und mein Gesicht und ich und der Latte, wir zogen zufrieden grinsend Richtung Zug...

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