Donnerstag, 1. März 2012

Herzerwärmend respektlos!

Die halbe Welt hat ihn schon gesehen, und ich nun endlich auch: Ziemlich beste Freunde. Die Geschichte um den querschnittsgelähmten, ziemlich reichen Philippe und den (im Film) ziemlich schwarzen, grade aus dem Knast entlassenen Arbeitslosenhilfeempfänger Driss. Der Film startet mit einer rasanten Fahrt in einem Maserati (mir wurde beim Zusehen schwindelig, und das Auto sah gut und schnell aus – muss frau mehr wissen?), die zu einer Verfolgungsjagd mit der Polizei wird und gleichzeitig schon in diesen ersten Momenten für laute Lacher sorgt! Aber das ist nicht der Anfang der Geschichte an sich.

Driss hatte nicht damit gerechnet, von Philippe eingestellt zu werden. Er ging davon aus, er bekommt, wie üblich, nur seine Unterschrift für’s Arbeitsamt. Wozu dann also ein Blatt vor den Mund nehmen, was im Banlieu (Randbezirk, meistens geografisch und sozial) einer Stadt, aus dem er kommt, sowieso nicht an der Tagesordnung steht. Aber manche Menschen, denen es schlecht geht und die darum wissen, wollen nichts anderes. Sie wollen die Wahrheit. Sie wollen Echtheit. So wie Philippe. Gerade wegen der Respektlosigkeit, mit der Driss ihm begegnet, will er ihn haben. Und es funktioniert. Es funktioniert gut. Für Philippe – was spätestens daran deutlich wird, dass diese Geschichte eine wahre Geschichte ist. Es funktioniert für den Zuschauer, denn der hat herrlich was zu lachen! Und ja, für Driss auch – der hat nämlich nun seine eigene Badewanne!

Es ist wahr: einige Kritiken bemängeln die wenig dramatische, sprich naive, Darstellung der konfliktreichen sozialen Hintergründe. Sch… drauf, die Welt ist schlecht genug. Da ist es einfach herzerwärmend, einmal die ungestelzten Direktheiten unterschiedlich geprägter Menschen miteinander zu beobachten – von Menschen, die bereit sind, sich einzulassen, sich berühren zu lassen. Außerdem rührt diese Offenheit für das Ehrliche oft genug aus dem Verdruss an den gewohnten Strukturen, die keine Verbesserung bringen, die einsperren in einen Käfig aus guten Manieren und innerem Todsein. Und letztlich haben gerade die leisen Anklänge der unterschiedlichen sozialen Milieus einige Gedanken in mir angeregt, die noch nicht abgeschlossen sind.

Also: Ich – ich ging nach einem Tag mit starken Verspannungskopfschmerzen, die kaum auf Lockerungsübungen und Aspirin ansprachen, wie befreit vollkommen entspannt nach Hause.

P.S. Dass Omar Sy in der Rolle des Driss verdammt gut anzusehen ist, hat der Sache keinen Abbruch getan ;-)

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