Dienstag, 27. März 2012

Wie man seine Familie (und sich selbst) verblüfft

Man nehme: einen Geburtstag und eine Familie, die einem Gutes beschehren möchte – in Form einer Beigabe zu einem Drahtesel.

Weiterhin nehme man den Anspruch, sich ein paar Gedanken zu jenem zu erstehenden Drahtesel machen zu wollen – gemäß einem sehr allgemeinen Anspruch, selbst einem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen. Schließlich ist der Beschenkte anschließend Nutzer jenes „Gauls“, in diesem Fall eben des Drahtesels.

Zusätzlich funktioniert das Ganze am besten in einer Familie, die es ziemlich überflüssig findet, dass diese verflixten geschenkten Gäule auch noch relativen Ansprüchen – nämlich jenen der Beschenkten – genügen sollen. Das führt zu einer gewissen Lästerhaftigkeit jener schenkenden Familienmitglieder gegenüber dem beschenkten Familienmitglied. Da beschenktes Familienmitglied das aber zu ignorieren gedenkt, forscht es also nach persönlichen Möchte-gerns. Und findet Auswahlkriterien, die dem Geschenk die wesentliche Würze der Freude über den Erhalt des Selbigen verleihen würden. Kurzfristig und hoffentlich auch langfristig.

Man nehme an, diese Auswahlkriterien seien eingestuft nach: DAS macht vieles wett; jenes wäre schön; dieses ist, was im Kopf ist, die Realität kommt ggf. ohne aus. DAS ist ein Lenker gewisser Form (gebogen, sportlich), jenes wäre ein Kettenschaltung mit mehr als drei Gängen, dieses … ist ein Herrenrad (Rahmen mit Querstange. Es ist einfach cooler, das Bein über den Sattel zu schwingen) unter dem (relativ unsportlichen) Damenhintern. Ach – und eher breitere Reifen. Das Draht-Hottehü muss in der Stadt verwendbar sein. Ich sage nur: Kopfsteinpflaster.

Mutter und Bruder haben bereits gelästert. Beschenkte Tochter/Schwester in spe ist nicht sonderlich zuversichtlich für den ersten Gang in die Fahrradläden, sondern eher neutral gestimmt auf eine Sondierung des Terrains.Überdies ist das Budget deutlich begrenzt. Bruder lästert sowieso, präziser hält er es für ziemlich absolut unwahrscheinlich, so einen komischen Lenker zu finden, der ihm in der Form unvertraut ist und überhaupt - nicht bei der Verwandtschaft!

Schwester – die ziemlich lange nicht Fahrrad gefahren ist, welches nicht fest an Ort und Stelle montiert, sondern, der Himmel bewahre, beweglich(!) ist – soll zu allem Überfluss bereits den Weg zum neuen Gefährt(en) auf zwei Rädern bewältigen. ARGH! Das ist wackelig!!!! Alle bei Seite!!!!!!!!! (Der erste Pfosten kam schon gefährlich nahe).

Vier Shops – keine Gebrauchträder.

Fünfter Bike-Verkäufer – mit tatsächlich einigem im Angebot. Und gleich vorne an: Lenker, der grob an eine 8 erinnert (auch Multifunktionslenker genannt). Breite Sohlen. Kettenschaltung (weiß noch nicht genau, wieviel Gang – 24?). Federung. Herrenquerstange (Brüderchen plädiert noch für den „tiefen Einstieg“…).

„Ich fahre das Teil dann mal Probe, ist das in Ordnung?“ „Können Sie gern machen – aber es ist reserviert bis morgen.“ Reserviert??? Neeeeee, das ist jetzt nicht ..! Ist es nicht, oder? Trotzdem Probefahren und ankündigen, man würde es sofort kaufen, wenn es soweit ok ist. Natürlich ist es. Da man, also die Beschenkte in Spe, also ich (räusper), aus Jugendtagen noch die Erinnerung an ein Rennrad in sich trägt – vielleicht sogar im Körpergedächtnis – fährt es sich weit sicherer, stabiler als das andere Modell für den Weg. Das wär’s! Das will ich haben!

Die Ankündigung hat gewirkt. Wer zuerst kommt, malt (mahlt?) zuerst. MEINS!
Und ach - es blieb sogar mit Schloss unter dem Preislimit.

Man nehme also ein angedachtes Geburtstagsgeschenk, lästernde Verwandtschaft, grundsätzlich klare Wünsche, finanzielle Rahmenbedingungen und eine relative Offenheit für das, was da kommen möge – und alle sind verblüfft! Nach einkommafünf Stunden habe ich das Fahrrad meiner aktuellen Träume J

Donnerstag, 22. März 2012

Ein kleines Herzklabustern

Seit knapp drei Wochen warte ich nun auf mein Diplom. Vorausgesetzt, ich habe bestanden. Jeden Tag werde ich etwas nervöser, das Warten bekommt zunehmend mehr Dringlichkeit. Aber es ist angemessen. Immerhin ist der erste Zeitpunkt – sechs Wochen – nun ja auch um. Genau genommen ist es schon der zweite Zeitpunkt, denn vier Wochen sollte die Bewertungsphase laut DPO nicht überschreiten. Auf sechs bis acht Wochen verlängern die Prüfer diese Frist laut Prüfungsamt dann aber doch meistens. Nun sind also auch die sechs Wochen um. Und ich warte.
Heute lag ein Brief von der Uni auf den Stufen im Hausflur. Ein kleiner Umschlag. In Amerika ist es eine gute Nachricht, wenn von der Universität auf die Bewerbung um einen Studienplatz ein kleiner Umschlag kommt. In dem großen werden vermutlich die Bewerbungsunterlagen zurückgeschickt. Ich befürchte eine schlechte Nachricht. Das Diplom hat schließlich DIN-A4-Format, wird sicher auf dickerer Pappe gedruckt sein und bestimmt nicht geknickt. Hey, das ist immerhin ein wichtiges Dokument!
Ich hatte nicht vor, lange rumzueiern, wenn der Brief da ist – ist schließlich kein Pflaster, bei dem es weh tut, wenn man es abreißt. Noch dazu bin ich gerade „auf dem Weg“, habe also auch nicht viel Zeit. Ich reiße den Umschlag recht unzimperlich auf. Da steht was von Diplom. Und Schließung. In meinem Hirn hakt es. Schließung? Was für ein merkwürdiger Ausdruck für den Abschluss.  Ich versuche es nochmal, jetzt mit lesen.
„Betreff: Schließung des Diplomstudiengangs zum 30.09.2013.“
Ach so! Kenn ich doch schon. Die erste Ankündigung dazu kam schon vor etwa einem Jahr.
Nur das mit dem Warten – das ist noch nicht vorbei.  

Montag, 19. März 2012

Ich habe ein Gesicht!

Seit einiger Zeit wohne ich nun in Bremen. Und von dort aus fahre ich gelegentlich, so 2-4x die Woche, nach Hamburg. Mit dem Zug. Das ist eine laaaaaange Fahrt. Die versüße ich mir ganz gern mal mit einem Kaffee to go.

Einmal konnte ich mir den Luxus bei meinem Lieblings-Kaffee-Macher nicht leisten. Also ging ich zu einem Anderen. Der Kaffee dort ist günstiger. Und dann stellte ich auch noch fest: er schmeckt besser – und hat genialen Schaum! Ich hab dann mal dauerhaft den Anbieter gewechselt.

Als ich dort erst kurz Kundin war, musste ich jedoch eines nicht so schönen Tages mein flüssiges Trostpflaster in den Ausguss kippen – die Milch war sauer. Das stellte ich natürlich erst im Zug fest, daher konnte ich meinem Verkäufer erst am nächsten Tag von meinem Kummer berichten. Ich war wohl die Einzige, der es so ergangen war, denn die Blicke, die ich erntete, waren ein wenig schief und misstrauisch. Aber ich bekam meinen Latte an diesem Tag umsonst. Das war auch gut so, denn dadurch in meiner Wahl für sein Angebot bestärkt, hielt ich ihm die Treue!

Heute hatte ich Zeit. Ich musste vor Fahrtantritt noch etwas erledigen, und das ging schneller als geplant. Vor mir war noch eine andere Kundin, die auch auf sich aufmerksam machte, als der Ladenbesitzer nachfragte, wer an der Reihe sei. Natürlich gab ich ihr Recht! Außerdem, wie gesagt: ich hatte ja Zeit.
Während er nun ihre Bestellung abrechnete, fiel sein Blick kurz auf mich: „Latte?“ Klar Latte. Immer Latte. Wie schön: Jetzt weiß ich, dass ich als Kundin ein Gesicht habe. Und mein Gesicht und ich und der Latte, wir zogen zufrieden grinsend Richtung Zug...

Samstag, 17. März 2012

Denke nie, gedacht zu haben...

Eines der letzten Bücher, dass ich mir selbst gekauft habe, war Die Kunst des klaren Denkens von Rolf Dobelli. Nach einer kurzen Testlektüre in der Bahnhofsbuchhandlung konnte ich es einfach nicht stehen lassen. Vermutlich lag das daran, dass genau dieses Kapitelchen mir gerade so perfekt meine eigenen Gedanken bestätigte („Das Chauffeur-Wissen“).
Insgesamt hatte ich mir wohl auch ein wenig Zen-artige oder buddhistische Weisheit darüber erwartet, wie man seinen Kopf klug benutzt. Die war dann aber nicht zu finden.
Statt dessen waren es so definierte 52 Denkfehler, die Dobelli aus seinen Kolumnen für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und der Schweizer SonntagsZeitung zu einem kleinen Büchlein zusammengefasst hat. Denkfehler, die wir machen, weil wir nur unsere eigene Perspektive kennen, und die der anderen ignorieren; Denkfehler, die entstehen, weil das, was wir für wahrscheinlich halten, meistens nichts mit logischen Wahrscheinlichkeiten zu tun hat; Denkfehler, die wir machen, weil wir einfach denken, wir wüssten, wie der Hase läuft - statt genau hinzusehen; Denkfehler, die gar nicht darauf beruhen, dass wir denken, sondern auf Bauchentscheidungen. Usw... Man könnte auch sagen: 52 trügerische Varianten, dem eigenen Denken und den eigenen Erfahrungen zu glauben.

Es sind jeweils kurze, genau dreiseitige, Texte. Jeder mit einem angeblich anderen Denkfehler. Wenn man aufmerksam liest, wird man jedoch feststellen: es sind nicht 52 Denkfehler. Es sind weniger. Denn einige wiederholen sich, werden aus einer anderen Perspektive erneut vorgestellt. Wie die Geschichte mit dem Ignorieren von mathematischen Wahrscheinlichkeiten. Da gibt es 'THE OUTCOME BIAS ' Beurteilen Sie nie eine Entscheidung aufgrund des Ergebnisses' und es gibt 'DER SPIELERFEHLSCHLUSS ' Warum es keine ausgleichende Kraft des Schicksals gibt'.
Mehrere Kapitelchen davon hintereinander weggelesen können einem glatt die Stimmung verderben mit all dem, worauf man so achten müsste, wollte man diese Fehler nicht begehen. Leider beleuchten seine Kolumnen zumeist auch nur eine Seite der Medaille. Ich finde das nicht in Ordnung – denn damit wird etwas abgeurteilt, was nicht immer eine Kritik verdient! Nun gut, hin und wieder gibt er die andere Seite zu bedenken. Aber eben nur hin und wieder. Insgesamt sind die Beispiele recht knapp gehalten und mit so speziellen Beispielen versehen, dass allein dadurch schon wieder eine Verzerrung entsteht. Und wie soll man so etwas extrem Spezielles auf andere Themenbereiche übertragen, wenn man das Beispiel aufgrund mangelnder Erfahrung nur schwer oder gar nicht nachvollziehen kann?

Zumindest gibt er selbst zu, dass selbst er nicht frei ist von diesen Denkfehlern. Weil viele einfach tief in unseren Denkgewohnheiten verankert sind. Sie zu entdecken und auszumerzen braucht Geduld und Disziplin.

Was mir jedoch an der Sammlung gefallen hat, ist, dass es Denkfehler gibt, bei denen man sich unbedingt an die eigene Nase fassen muss, und damit hat Dobelli seine Absicht der Bewusstmachung erfüllt! Und andere Denkfehler, die eher andere machen – somit kann man sich an diesen Stellen einfach wunderbar überlegen fühlen. Und bei manchen ist es einfach praktisch, mal davon gehört zu haben! Für welchen Zweck auch immer.

Das Ganze ist in einem kleinen Buch verpackt. Optisch und preislich eignet es sich hervorragend zum Verschenken, es hat sogar in den meisten Handtaschen Platz. Durch die kurzen Kapitel kann man es Stück für Stück während kürzerer Bus- oder Bahnfahrten lesen. Am Ende hat man mit Sicherheit nebenbei irgendetwas gelernt. Also eigentlich ist es ein kleiner Allrounder. Was braucht man mehr?

Mittwoch, 14. März 2012

Fühlen und Denken verboten!

Meinungsfreiheit wird nicht sonderlich groß geschrieben in Vietnam. Genau genommen sogar eher klein. Besser noch, man hat gar keine Meinung. Bui Chat jedoch hat eine Meinung. Also schreibt er. Er schreibt Gedichte. Gefährliche, kleine Gedichte. Über Gefühle. Und vielleicht auch ein wenig Politik. Gefühle sind gefährlich. Gefühle in Bezug auf Politik sind noch sehr viel gefährlicher! Denn wenn die jemand läse, könnte er auf die Idee kommen, ebenfalls darüber nachzudenken, ob er Gefühle hat. Oder gar eine politische Meinung. Naja, zum Glück kann man als Regierung etwas dagegen tun! Menschen mit gefühlvollen Meinungen landen in Gefängnissen. So einfach ist das.

Den Bericht über Bui Chat kannst Du in der ZeitCampus-Ausgabe Nr. 2, März/April 2012, nachlesen.

Montag, 12. März 2012

Es ist aus!

Ich habe meiner Waage die Freundschaft gekündigt! Sie ist einfach nicht nett zu mir. Und das nur wegen ein bißchen Pizza und Eis und Chinese... Nein!
W-i-r-k-l-i-c-h  n-i-c-h-t  n-e-t-t.

Riikka Pulkkinen: Wahr

Die letzte Rezension, die ich verfasst habe, behandelt Wahr von Riikka Pulkkinen. Im ersten Moment, als ich die Leseprobe durch hatte, dachte ich, es ginge in dieser Geschichte um Trauer. Aber schon kurze Zeit später, mit dem Roman in der Hand, stellte sich heraus, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Neben der Geschichte um Elsas Familie, die sich mit ihrem bevorstehenden Tod auseinandersetzen muss, wird nämlich auch noch die Geschichte von Eeva erzählt - und, weniger auffällig, die von Anna.

Inhaltliches:
Ob die Geschichte von Eeva so wahr ist, wie sie erzählt wird, ist nicht klar. Sie könnte auch eine Mischung aus der Wahrheit und dem Erfindungsgeist Annas sein. Denn tatsächlich kann Eeva ihre Geschichte nicht mit eigenen Worten erzählen. Sie ist längst tot. Für Anna hingegen bietet Eeva die perfekte Projektionsfläche für ihre eigenen, früheren Erlebnisse und ihren eigenen Schmerz, der sie tagelang auf den Dielen ihrer Wohnung liegen ließ.
Anna ist Elsas Enkeltochter. Während Elsa sich noch um einen Rest Normalität bemüht, fischt Anna für ein altes Spiel unbeabsichtigt Eevas Kleid aus Elsas Kleiderschrank. Nun weiht die Großmutter die Enkeltochter in das Geheimnis ein, an dass sich Eleonoora, Tochter von Elsa und Mutter von Anna, nicht mehr erinnert: die Beziehung zwischen Eeva, dem Kindermädchen, das die Mutterrolle übernahm, wenn die Mutter selbst auf Reisen war, und Vater Martti, einem bekannten finnischen Künstler.
Die Erzählweise:
Wahr ist eine intensive Geschichte, die Eindringlichkeit der Erzählung immens. Nach den ersten Kapiteln fragte ich mich, ob ich es aushalten würde, ein ganzes Buch, das so nahegeht, zu lesen. Es wurde dann aber etwas leichter. Die Intensität jedoch bleibt. Auf Seiten der Familienmitglieder schlicht durch den nahenden Tod Elsas, der immer wieder in den Sätzen durchscheint, teilweise klar in den Gedanken, den Dialogen, den Situationen verankert, teilweise mehr aus Satzfragmenten und zwischen den Zeilen erkennbar. Dabei drückt die Erzählung nicht auf die Tränendrüse. Den eindringlichsten Charakter erhält allerdings Eevas Erzählung, aus der Ich-Perspektive geschildert und mit gelegentlichen, leisen Vorgriffen auf zukünftige Momente. Ein wenig verwirrten mich beim Lesen die identischen Beschreibungen mancher Gefühlszustände, wie des einen, der „aus ihr heraus und in die Dielen“ sickerte – sowohl in der Erzählung von Eeva als auch in Annas Passagen. Doch dies ist ein Grund mehr, den projektiven Charakter von Eevas Geschichte zu vermuten.
Zu wenig deutlich wird der Einfluss der Vergangenheit bzw. der Einfluss der aufgefrischten Erinnerungen auf die gegenwärtigen Beziehungen, sowohl zwischen Martti und Elsa als auch zwischen Eleonoora und Elsa. Lediglich die Verbindung zwischen Annas und Eevas Geschichte wird klar genug herausgearbeitet, um die Bedeutung der Erzählung der einen Geschichte für die andere zu verstehen.
Fazit:
Es ist kein Buch, von dem ich sagen kann: „Es hat mir gefallen." Gut ist es trotzdem. Auch trotz der Kritik. Leider weiß ich jedoch nicht recht, wem ich es empfehlen soll – garantiert nichts ist es allerdings für jene, die es leicht und flockig bevorzugen. Dieses Buch ist insgesamt eher tiefgründig und präzise.
Und das Cover? Das ist pink-violett.

Freitag, 9. März 2012

Neues von der Schaufensterfront

Senfgelb hängt es da. Nicht einfach nur auf einem Bügel, aber auch nicht an einer vollständigen Figur. Vollständige Figuren, am Ende auch noch mit Haar und blickenden Augen, sind nicht modern. Nicht modern ist nicht gut. Nicht hier. Der Kopf fehlt also. Das ist modern.
Seidiger Stoff, seidiger Glanz, verstärkt durch den gerichteten Strahler.
Runder Halsausschnitt mit dem doppelt genommenen Stoff, quer zum Faden laufend. Senfgelb. Seidig. Glänzend. Teuer.
Der gerade Schnitt – nein! Gar nicht mal. Eher leicht bauschig. Ganz leicht. Kaum erkennbar. Gerade genug, um zu umschmeicheln. Um zu umspielen. Am unteren Rand, am Saum, weit höher als handbreit über dem Knie, trüge es eine lebende Figur, eine Frau, wieder doppelt genommener Stoff, ein optischer Abschluss, nicht ganz Bund, aber doch leicht verengt. Seidiges senfgelb. Teuer glänzend. Glänzend für 319,- €.
So hängt es da. Teuer. Mit einem Namen. Ohne Namen würde es hier nicht hängen. Nicht hier. Hier ist es modern, hier ist ein Name, hier ist teuer.
Draußen ist es dunkel. Draußen ist es kalt. Draußen ist kaum einer mehr. Bis es losprustet. Mitten aus dem Dunkel. „Das sieht ja aus wie ein Kartoffelsack!“
Ein dreihundertneunzehneuroteurer Kartoffelsack. Seidiggelb senfglänzend. Mit einem Namen.

Mittwoch, 7. März 2012

Anständige Mädchen? Ansichtssache

Dieses Buch fiel mir in der Bahnhofsbuchhandlung irgendwann im vorletzten Winter in die Hände. Ich merkte mir den Titel: Handbuch für anständige Mädchen. Aber bevor es zu meinem Eigentum werden konnte, war es vom Präsentationstisch verschwunden. Ich hatte jedoch Glück: die Freundin meines Bruders, meine vielleicht-quasi-Schwägerin-in-spe (das darf er jetzt nicht lesen, sonst köpft er mich) erzählte von sich aus, dass sie es habe! Sie lieh es mir :o). Und das war gut so. Der Roman von Elaine di Rollo ist einer der wenigen, die ich im letzten Jahr wirklich genossen habe!

Der Rahmen:
Ein Haus voller Kuriositäten aus Zeiten, als Fotografie noch eine moderne Errungenschaft war; zwei Schwestern, die von ihrem Vater dazu benutzt werden, ihm Kuratorinnen zu sein, aber genau deswegen zu gebildeten und starken Frauen heranwachsen; ein perfides, patriarchalisches Weltbild, das ihnen die Rolle der Frau jener Zeit zuschreiben will, in das sie doch nie hinein erzogen wurden – und die Weigerung beider, jeder auf ihre eigene Art, sich dem zu beugen.

Zur Geschichte:
So muss Lilian, die hübscher der beiden Zwillinge, die gar als Drillinge zur Welt kamen, das Haus verlassen, nachdem sie dem Familienvorstand Schande bereitete. Mit einem schnell geehelichten Missionar wandert sie nach Indien aus. Dort passt sie sich weit besser an die Hitze, die Menschen und die Umstände an, als ihr in England so bekehrungseifriger Gatte. Er verstirbt (zum Glück, gewissermaßen) und lässt sie als freie Witwe zurück.

Alice hingegen bleibt mit dem Vater, ihren Tanten und noch einigen weiteren Hausbewohnern an Ort und Stelle. Auch ihr eröffnen sich unbekannte Möglichkeiten, als ein neuer Gast ihres Vaters - dessen wissenschaftlichen Forschungsdrang zu Diensten - im Haus einzieht. Aber auch Gefahren lauern, denn das Weltbild dieser Zeit hält nichts von selbstdenkenden Frauen.

Wie ist es gemacht?
Beide Erzählstränge strotzen vor geschichtlichem Hintergrund, lebendig eingebettet in das jeweilige Umfeld von Lilian und Alice. Ein Großteil der moralischen Äußerungen der meisten Figuren wären für mich kaum zu ertragen, wären da nicht die beiden Hauptfiguren, die es gedanklich zu unterstützen gilt.

Andererseits ist es überaus amüsant, den Gesprächen der Tanten im Hause Talbot zu folgen - alt und gebrechlich, wie sie mittlerweile alle sind, aber voller Herzensgüte und Liebe für Alice (und Lilian). Am Ende, kurz vor dem großen Showdown, geben sie ihr Bestes, die anstehende Katastrophe zu verhindern. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Frauen zu damaligen Zeiten kaum etwas zu melden hatten, stellt dies eine ebenso amüsante wie beachtenswerte Aktion dar.

Fazit:
Der Roman von Elaine di Rollo lebt natürlich von dem Widerspruch dieser zwei selbständig und klug denkenden Frauen innerhalb des frauenfeindlichen, selbstherrlichen Weltbildes der Männer in der Zeit um 1860, wie es durch Mr. Talbot und besonders Dr. Cattermole in England, aber auch durch die Mitglieder der Britischen Kolonie in Indien vertreten wird. Neben vielen charmant-kurios anmutenden Situationen im Umfeld der wissenschaftlichen Errungenschaften im Hause Talbot kommt es jedoch auch zu blutrünstigen Ereignissen in Indien, die im ersten Moment der Entwicklung unerwartet heftig auf den Leser einstürzen, obwohl bis zu diesem Moment die tragischen Komponenten der Ansichten und Geschehnisse insgesamt eher beiläufig innerhalb der Geschichte ihren Platz haben.

Mein Eindruck:
Der Erstling di Rollo’s besticht durch die beiden Hauptfiguren, für die ich kaum weniger als Bewunderung empfand, durch liebenswerten Tanten und anschauliche Details. Der Kontrast der gesellschaftlichen Stimmung bietet den Nährboden für diese Geschichte. Es ist erschreckend, sich die Ignoranz vor Augen zu führen, mit der viele Argumentationen hervorgebracht und vertreten werden. Wer mag, kann dies als unterhaltsame Sonderbarkeiten der Unwissenheit abtun, wer weniger mag, findet hier viel Stoff, sich hinter die Ohren zu schreiben, dass es oft angebracht ist, genauer hinzusehen. Zum Glück hat die Brutalität der Folgen jener Ignoranz in der Geschichte nur einen mäßigen Raum eingenommen, ansonsten hätte ich das Buch trotz der sonstigen Begeisterung nicht zu Ende lesen können.

Wer dieses Buch mögen könnte:
Liebhaber starker Frauencharaktere, historischer Stoffe und enger Beziehungsbande kommen hier auf ihre Kosten.

Dienstag, 6. März 2012

Gestern auf finya.de


Gestern auf finya.de wurde ich angeschrieben. Tatsächlich! Und wenn ich schon angeschrieben werde, dann guck ich mir auch an, wer mir Aufmerksamkeit schenkt. Er war jetzt nicht der Mega-Hammer-Typ, aber auch nicht unansehnlich. Aber er war...verheiratet. Ich schaute weiter. Denn diese Tatsache heisst ja nicht zwingend, dass er auch vor hat, es zu bleiben. Oder dass dieser Zustand noch lange anhält, weil er bereits in Auflösung begriffen ist. Aber mitnichten. Im ‚persönlichen Statement' offenbarte sich das viel zu übliche, langweilige Gebahren: Die Suche nach Abenteuer, Erotik, Neuem.
Ich frage mich in solchen Momenten: ‚Warum, verdammt nochmal, bist Du verheiratet???'

Ehrlich wie ich bin, offenbarte ich ihm, dass ich keinen verheirateten Mann suche. Pfiffig wie er war, teilte er mir mit, dass ich das ja gar nicht müsse – er habe mich ja schon gefunden. Ach, seufz. Noch mehr Langeweile! Männer die ihren Charme und Witz spielen lassen, um zu erobern, aber nicht, um sich einzulassen. Nicht, um tatsächlich in Verbindung zu treten.

Ich schrieb, es sei davon auszugehen, dass zwischen uns wohl niemals Sex stattfinden würde, denn ich suche Menschen, die für mich auch erreichbar seien!
Bei oberflächlichen Affairen ist das ja in der Regel nicht der Fall.

Irgendwie hab ich danach nichts mehr von ihm gelesen…

Montag, 5. März 2012

Körperfett weg? Pustekuchen!

Puh. Wenn ich in den Spiegel oder auf die Waage gucke, muss ich wohl sagen: so klappt das nicht. Die Veränderungen in den letzten Wochen – im Studio – sind durchaus vorhanden. Etwas mehr Gewichte an den Geräten, leichte Steigerungen in den Wiederholungszahlen, und mit weniger gefühlter Anstrengung mehr Speed auf dem Rudergerät. Sogar im Alltag kommen mir meine Taschen, die ich so standardmäßig mit mir rumschleppe (durchschnittlich geschätzte 4 Kilo), weniger schwer vor. Und, natürlich: ich schlafe besser! Also - es gibt sie wirklich, die ersten Erfolge!

Nur auf der Waage und im Spiegel – nicht so... Ich befürchte, ich werde mich doch der weiteren Kontrolle dessen, was ich mir so in den Mund schiebe, hingeben müssen. Werde doch nicht einfach alles nehmen können, was mir in die Finger kommt. Und wenn es noch so verlockend ist, die Zügel locker zu lassen. Ein bißchen – wenigstens – werde ich wohl auch in Zukunft auf eine eher gesunde und ausgewogene Ernährung achten müssen. MIST! Dabei war es sooo nett, den ganzen Unfug (Croissants am Sonntag, insgesamt mehr Süßkram, mehr Latte Macchiato...) zu vertilgen, und mich trotzdem besser in meiner Haut zu fühlen. Aber, so ganz ehrlich – ein klein wenig abnehmen möchte ich dann doch. Es darf tatsächlich etwas Zeit brauchen. Aber in fast zwei Monaten gerade mal ein Pfund, und das vielleicht nicht mal stabil abgenommen, sondern möglicher Weise schon wieder auf dem Weg nach oben? Ich glaube, das könnte mir letztlich dann doch die Laune verderben. Vermutlich mehr, als wenn ich etwas darauf achte, es maßvoll(er) zu halten. Wer es noch nicht weiß... mein Motto heißt: nur nicht übertreiben!!! ;o). Nun gut. Dann versuche ich das mal wieder.

Ich hätte Euch gern eine Grafik meiner aktuellen Körper-Fett-weg-Pustekuchen-Daten hier rein gestellt. Es will mir aber noch nicht gelingen, sie einzubinden...

Samstag, 3. März 2012

Inkonsequent und fehlerbehaftet...

Eine versteckte Welt - das ist Hyddenworld. Versteckt in den Nebeln und Schatten der Welt, so nah an der Menschenwelt, dass die Hydden deren Welt durchaus teilen - nur die Menschen wissen wieder einmal nichts von diesen Anderen.

Liebenswert:
Die Hydden sind charmant, witzig und liebenswert dargestellt. In ihren Charakteren ebenso wie in ihren Bräuchen. Vor allem Bedwyn Stort, anfangs ein sehr junger Geselle, sticht heraus in seiner kuriosen Art und Andersartigkeit unter den Andersartigen. Er ist ein Wissenschaftler durch und durch und zusätzlich gesegnet mit einem hervorragenden Gespür für das Kommende, somit durchaus auch für Gefahren. Und natürlich kommen Gefahren in dieser Geschichte. Denn es gilt, den Riesengeborenen (Jack) zu schützen, bis er alt genug ist, seine Aufgabe zu erfüllen und ihm anschließend zu helfen, dabei auch erfolgreich zu sein.
In der Menschenwelt ist Arthur Foale der erste Kontaktpunkt. Er ist ebenfalls Wissenschaftler und einer der wenigen Menschen, die von den Hydden wissen. Auch er zeigt sich als ein liebenswerter Sonderling. Der Einstieg in den Roman besticht also vor allem durch eben diese besonderen Figuren.

Übergeordnete Struktur:
Später werden die Welten sich verbinden. Mehr oder weniger. Einige der Figuren werden die feine Grenze überqueren, und es wird die Gemeinschaft von Menschen und Hydden sein, die von Bedeutung ist für das Große, was da kommt.
Rein weltlich betrachtet spielt Hyddenworld hauptsächlich in England. Es gibt aber auch Berührungspunkte nach Deutschland, und im historischen Hintergrund spielt ebenso Russland eine Rolle. Aristokratie und Machtstrukturen erinnern an den zweiten Weltkrieg.

Natürlich gibt es diese Machtstrukturen in der Geschichte. Natürlich gibt es dunkle und böse Gestalten, denen an nichts anderem als eben Macht gelegen ist. Und die Brutalität und Detailliertheit, die in diesen Erzählmomenten vorkommt, stehen in extremen Gegensatz zu der Feinheit und Liebenswürdigkeit der Erzählung über die Hydden.

Kritik:
Überhaupt: die Detailversessenheit des Autors an mancherlei Stelle tut der Geschichte keinen Gefallen. So sind gelegentliche Erläuterungen über die Hintergründe von Situationen und Personen ellenlang und mehr als einmal vollkommen unbedeutend für den weiteren Erzählverlauf - oder welchen Sinn hat es, über die genauen ehelichen und außerehelichen Hintergründe einer Randfigur informiert zu sein, die dann in einem kurzen Streich dahingemeuchelt wird?

Andererseits ist es dann gerade die an und für sich tragende Geschichte um Jack und Katherine, die in ihrer Banalität und Flachheit enttäuscht! Genau - Jack, der Riesengeborene, und Katherine, ein junges Menschenmädchen, deren Schicksale in frühester Kindheit auf tragische Weise miteinander verbunden werden. Der Leser erlebt ihre pubertierende Unsicherheit auf derart klischeeartige Weise, dass es weh tut und ihre gemeinsame Entwicklung kann leider nicht überzeugen.

Auch Jack's besondere Fähigkeiten (Schnelligkeit, Kraft), die mit seiner Herkunft zusammenhängen, machen zwar Sinn, wenn man sich diese ins Gedächtnis zurückruft - aber der erzählten Darstellung dieser Momente fehlt die Überszeugungskraft stringenter Logik. Statt im Leser das Gefühl wachzurufen: 'natürlich, es kann gar nicht anders sein, als dass Jack diese blitzartige körperliche Reaktionsfähigkeit zeigt, wie er es tut', stellt sich die Frage, wo er das hernimmt. Abgesehen davon, dass ihm diese Fähigkeiten zugeschrieben werden ... fehlt ihnen eine überzeugende Geschichte. Wenn er doch wenigstens in einen Zaubertrank gefallen wäre wie Obelix...!

Ein deutlicher erzählerischer Schwachpunkt sind Doppelungen einzelner Informationen, die sich nicht aufeinander beziehen. So erzählt der Autor bzw. Katherine an einer Stelle von dem großen Garten um das Haus, indem Jack und sie sich gerade befinden. Zwei Seiten später wird beschrieben, dass der Garten des Hauses sehr groß ist. Nicht: 'tatsächlich'. Nicht: 'er musste ihr Recht geben, der Garten war wirklich sehr groß'. Nicht: 'Er suchte sie lange in diesem großen Garten'. Nein. Einfach nur zweimal in kurzem Abstand die Ortsbeschreibung des großen Gartens um das Haus herum. Derartiges geschieht mehr als einmal, sogar auf einer einzelnen Seite kommt es vor. In diesen Momenten stellt sich mir die Frage: hat der Autor nicht mehr im Kopf, was er geschrieben hat? Hat er seine Arbeit nicht überprüft?

Meine Reaktion:
Auf den letzten 100 Seiten bin ich dann dazu übergegangen, ganze Kapitel nur noch pro Absatz darauf zu scannen, ob hier wesentliche Handlungen oder Hintergründe zu erwarten stehen. Die Erzählung quält geradezu mit ausschweifenden, in ihrer Bedeutsamkeit nicht nachvollziehbaren Erläuterungen. Vielleicht machen diese Sinn, wenn man das Buch als den Beginn eines Mehrteilers liest. Als Einzelwerk gibt es ihm den Todesstoß. Und als wäre das nicht bereits genug, zeigt sich der Showdown dieses Bandes in einer extrem flach erzählten, extrem unglaubwürdigen und billigen Lösung für das große Rätsel von "Der Frühling". Als ich den letzten Satz gelesen hatte, dachte ich nur noch: "Geschafft!"

Fazit:
So sehr ich mich in Bedwyn Stort verliebt habe und Teile der Geschichte mich schmunzeln und genießen ließen ... die Kritikpunkte wiegen für mich so schwer, dass ich Hyddenworld insgesamt als eine enorm große Enttäuschung empfinde!

Donnerstag, 1. März 2012

Herzerwärmend respektlos!

Die halbe Welt hat ihn schon gesehen, und ich nun endlich auch: Ziemlich beste Freunde. Die Geschichte um den querschnittsgelähmten, ziemlich reichen Philippe und den (im Film) ziemlich schwarzen, grade aus dem Knast entlassenen Arbeitslosenhilfeempfänger Driss. Der Film startet mit einer rasanten Fahrt in einem Maserati (mir wurde beim Zusehen schwindelig, und das Auto sah gut und schnell aus – muss frau mehr wissen?), die zu einer Verfolgungsjagd mit der Polizei wird und gleichzeitig schon in diesen ersten Momenten für laute Lacher sorgt! Aber das ist nicht der Anfang der Geschichte an sich.

Driss hatte nicht damit gerechnet, von Philippe eingestellt zu werden. Er ging davon aus, er bekommt, wie üblich, nur seine Unterschrift für’s Arbeitsamt. Wozu dann also ein Blatt vor den Mund nehmen, was im Banlieu (Randbezirk, meistens geografisch und sozial) einer Stadt, aus dem er kommt, sowieso nicht an der Tagesordnung steht. Aber manche Menschen, denen es schlecht geht und die darum wissen, wollen nichts anderes. Sie wollen die Wahrheit. Sie wollen Echtheit. So wie Philippe. Gerade wegen der Respektlosigkeit, mit der Driss ihm begegnet, will er ihn haben. Und es funktioniert. Es funktioniert gut. Für Philippe – was spätestens daran deutlich wird, dass diese Geschichte eine wahre Geschichte ist. Es funktioniert für den Zuschauer, denn der hat herrlich was zu lachen! Und ja, für Driss auch – der hat nämlich nun seine eigene Badewanne!

Es ist wahr: einige Kritiken bemängeln die wenig dramatische, sprich naive, Darstellung der konfliktreichen sozialen Hintergründe. Sch… drauf, die Welt ist schlecht genug. Da ist es einfach herzerwärmend, einmal die ungestelzten Direktheiten unterschiedlich geprägter Menschen miteinander zu beobachten – von Menschen, die bereit sind, sich einzulassen, sich berühren zu lassen. Außerdem rührt diese Offenheit für das Ehrliche oft genug aus dem Verdruss an den gewohnten Strukturen, die keine Verbesserung bringen, die einsperren in einen Käfig aus guten Manieren und innerem Todsein. Und letztlich haben gerade die leisen Anklänge der unterschiedlichen sozialen Milieus einige Gedanken in mir angeregt, die noch nicht abgeschlossen sind.

Also: Ich – ich ging nach einem Tag mit starken Verspannungskopfschmerzen, die kaum auf Lockerungsübungen und Aspirin ansprachen, wie befreit vollkommen entspannt nach Hause.

P.S. Dass Omar Sy in der Rolle des Driss verdammt gut anzusehen ist, hat der Sache keinen Abbruch getan ;-)

Das neueste Werk von David Safier: Happy Family

Nachdem ich durch die drei Vorgänger Mieses Karma, Jesus liebt mich und Plötzlich Shakespeare Fan seiner Bücher und seiner Schreibe geworden bin, war ich Happy Katharina, als ich im letzten Spätsommer tatsächlich gleich beim ersten Versuch, ein Buch bei Vorablesen.de zu gewinnen – gewann! Und so ganz grundsätzlich hat sich das Happy-sein auch gelohnt. Ich habe beim Lesen des Romans wirklich viel gelacht.

Darum geht’s: 

Familie Wünschmann kann man im Grunde in die Tonne treten - Emma ist nicht glücklich, Frank ist nicht glücklich, Fee ist nicht glücklich und Max auch nicht. Cheyenne ... der geht es ganz gut! Aber sonst?!
Zu Emmas Leidwesen taucht zu allem Überfluss eine ehemals gar nicht so konkurrenzfähige Arbeitskollegin aus viel besseren und vor allem erfolgreicheren Zeiten auf - und mit ihr Stephenie Meyer's Breiarsch. Damit nimmt die Katastrophe ihren Lauf. Die Familie macht sich samt und sonders lächerlich, Emma explodiert und als Krönung der Miesere werden sie auch noch verflucht. Also Emma und ihre Familie. Was jedoch, genau betrachtet, aus der Perspektive einzelner Familienmitglieder ... gar nicht mal sooo schlecht ist. Trotzdem machen sie sich auf den Weg, um den Fluch von der alten Hexe gefälligst wieder zurücknehmen zu lassen.

So hat er’s gemacht:
Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektive der Figuren erzählt, mal von Emma, mal von Frank... Der Geschichtsverlauf selbst bleibt gradlinig.
In ihren verwandelten Körpern läuft Familie Wünschmann nun also recht fantastisch durch die Welt (Berlin, Wien, Ägypten), da ist es nur konsequent, dass noch ein paar Wachsfiguren-Zombies, Riesenmonster, Sagengestalten und andere Kuriositäten über die Seiten wandern.
Insgesamt liest sich da eine wilde Mischung aus Fantasy, Realitätsanleihen und ganz normalem Familienwahnsinn zusammen, der dann auch noch mit einigen bemerkenswerten Einsichten der Figuren aufwartet.

Kritik:
Hier und da hätte es ein Bezug weniger zu realen Figuren oder Geschehnissen aus Politik, Wirtschaft oder Presse auch getan. Einige Vergleiche weniger hätte die Figuren und die Geschichte vielleicht stärker miteinander verbunden, statt durch den hohen Anteil an Außenanleihen den Leser in die Geschichte hineinzuholen.
Aber davon abgesehen ist Happy Family ein kurzweiliges Buch. Sogar über Sprachentwicklung habe ich etwas gelernt: Schritt 1: "Ufta". Schritt 2: "Efta".

Generell:
An David Safiers Büchern mag ich – außer der humorigen Art – die konsequente Figurentwicklung. Ich kann mich wunderbar wiederfinden in den Gedankenprozessen, die da stattfinden – und auch in den Entwicklungen, die sich oft im Laufe der Geschichten ergeben. Davon fand ich auch hier wieder einiges.

Fazit:
Selbst wenn dieser Roman sein bisher schwächstes Werk ist, so, wie er seine Gruselfiguren ein wenig verkrampft am Zeitgeist konstruiert antreten lässt – gute Unterhaltung bleibt es allemal!

Vom Beginn eines neuen Lebens

Ich weiß gar nicht mehr wie es kam, aber plötzlich fand ich mich letzten Sommer als Fan von David Safier wieder. Dem Buchautor von Mieses Karma und Jesus liebt mich. Ich neige nicht zum Fan-tum - aber hier ist es schon in Ordnung. Und so kam es weiter, dass ich aktuelle Posts von ihm auf Facebook erhielt. Er war nämlich gerade dabei, einen neuen Roman zu veröffentlichen. Doch dazu später.

Bei einem solchem Post offenbarte er, dass es Möglichkeiten gibt. Wunderbare Möglichkeiten! Möglichkeiten, Bücher geschenkt zu bekommen. Naja, manch einer mag es nicht als ganz geschenkt betrachten, es soll nämlich was dafür getan werden: man muss lesen (ja, wirklich) - und hinterher noch seinen Senf zu dem Gelesenen abgeben. Ich habe einigen Freunden davon erzählt, die kommentierten nur: "Das wäre mir viel zu anstrengend!" Für mich... ist es der Himmel auf Erden!

Seither lese ich Leseproben, kommentiere sie, gewinne, lese weiter und schreibe darüber. Und nun werde ich diese wunderbare Tätigkeit erweitern - ich schreibe ab sofort meinen eigenen Blog. Wer mag, kann mich begleiten. Einfach nur lesend oder gern auch mehr.

Ich wünsche Euch einen schönen Tag

Eure Katharina