Mittwoch, 22. August 2012

Er spielt in Bremen!

Für den letzten Roman, den ich gelesen habe - mal wieder gewonnen bei Vorablesen.de - gab es (für mich) zwei gute Gründe, es zu tun:
  1. Er spielt in Bremen
  2. Die Protagonistin arbeitet im Ordnungsamt. Was daran so doll ist? Ich hab mittlerweile zwei Spezis, die auch "beim Amt" arbeiten + momentan eine laufende Bewerbung. Ebenfalls "beim Amt".
Tja, gibt es ansonsten gute Gründe, diesen Roman zu lesen?
Für Männer schon mal eher nicht, es ist wieder ein so ein richtig typischer Frauenroman! Irgendwie lande ich ganz schön oft bei den Dingern. Aber da ich selbst ja Gott-sei-Dank eine Frau bin, ist das wohl nachsehbar.

Okay, dann mal was zum Buch. Sollte sein, oder?
Es heißt Hier und jetzt und Himbeerkuchen, und die Autorin Agnes Nelle. Sie hat übrigens länger als Psychotherapeutin gearbeitet. Ach, Mensch, noch eine fast-Parallele. Das merkt man dem Roman aber nicht besonders an. 

Iris, die Protagonistin, ist ein absolutes Gewohnheitstier (und von daher im Ordnungsamt durchaus passend angesiedelt). Jeder Samstag gehört ihr und Jörg und dem Fernseher. Jeden Sonntag backt sie Kuchen. Alle 14 Tage trimmt sie ihm die Nasenhaare. Ihrer Ansicht nach ist alles perfekt - naja fast. Wenn sie jetzt noch verheiratet wären und Kinder hätten ...  Doch dann macht Jörg mal eben nach einer Nasenhaarkürzung Schluß und eröffnet ihr, sie solle innerhalb von zwei Wochen aus seinem Elternhaus ausziehen, er habe bereits eine Neue, jüngere und die solle bei ihm einziehen. Schöne Scheiße.
Die Nacht verbringt Iris im Auto. Am nächsten Tag, noch halb im Schockzustand, begleitet sie in der Mittagspause Felix, den 25-jährigen Sohn ihres Vorgesetzten zu einer Magenspiegelung (wo er ihr, noch voll benebelt von den Beruhigungsmitteln, im vollbesetzten Wartezimmer eine Liebeserklärung macht), abends geht sie mit ihrer Freundin Emma erst mal zu einem Niedergarkurs, bevor sie dazu kommt, endlich jemandem ihr Herz auszuschütten. Dort lernt sie dann aber immerhin gleich Niklas kennen. Einen attraktive, aufmerksamen, sensiblen Mann. Der einzige im Kurs unter Frauen, und er hat nur Augen für sie!
Und dann wird es turbulent. Niklas ... naja ... zeigt sich irgendwie als nicht ganz normal, und selbst Iris bemerkt das, obwohl sie sich alle Mühe gibt, sich selbst etwas vorzumachen. Sogar bei Emma, die sie nach kurzem Zögern doch noch unterschlüpfen lässt, ist alles anders als gedacht.

Also, Fakt ist: es IST ein Frauenroman. Da ist nichts schön zu reden. Einer von der seichten Sorte. Gut für Strand, Urlaub, Wochenende, Sofa, nicht-denken, durchschmökern, fertig. Keine intellektuellen oder tiefsinnigen Highlights, auch nicht in irgendwelchen Nebensätzen. Eher eine ziemlich nervige Art der Protagonistin, sich selbst Dinge einreden zu wollen, von denen alle anderen sich fragen: wieso kapiert sie es bloß nicht? Was den Teil angeht, kann ich es nicht empfehlen, andere haben vielleicht genau daran ihren Spaß.
Allerdings war ich mehr als einmal von den Wendungen überrascht. Eine Enddreißigerin, die eine Liebeserklärung von einem 25jährigen bekommt, kann ich mir zumindest gefallen lassen. Ok. Vielleicht bin ich da doch selbst ein wenig ... anfällig für Kitsch. Egal.

Wie auch immer: ICH war hin und wieder überrascht, und das machte das Buch dann für mich doch auch von der erzählerischen Seite - neben den oben genannten Aspekten - interessanter. Was besseres kann ich leider nicht dazu sagen, und was ihr jetzt damit anfangt ... das ist an euch.

Habt einen schönen Tag! Es ist immerhin Sommer ...