Sonntag, 15. Juli 2012

1Q84 – Teil 3

So, dann wird es langsam mal Zeit, Wort zu halten. Ich hatte ja versprochen, die Rezension der Fortsetzung zu Haruki Murakamis auch noch zu posten.

Der 570 Seiten lange dritte Teil des Romans 1Q84 besticht nicht gerade durch aufregende Handlung. Viel mehr wird die Geschichte, die im ersten Teil der Trilogie mit der Entstehung des Romandebüts der Puppe aus Luft und den eher ungewöhnlichen Charakteren im Handlungsverlauf am interessantesten war, langsam fortgeführt. Tengo kümmert sich um seinen im Koma liegenden Vater und wartet auf Aomame, Aomame wartet auf Tengo und währenddessen versucht Ushikawa, der im ersten Buch noch eine Nebenfigur ist, beiden auf die Spur zu kommen. Die Handlungen sind weitestgehend harmlos, eher langweilig. Gut, ich gebe es zu, sie sind nicht bedeutungslos. Aber sie beschränken sich auf die Beschreibung, wie die Charaktere ihre Tage verbringen, wobei ihr ganzes Denken sich jeweils um den oder die andere(n) dreht. Nicht wirklich spannend. Inhaltlich würde nichts verloren gehen, wäre die Erzählung um mindestens ein drittel kürzer. Verblüffender Weise liest es sich trotzdem recht leicht weg.

Der Charakter von Aomame hat leider sehr verloren und kann ich nicht mehr überzeugen: war sie im ersten Buch vor allem auf pragmatisch-berechnend und emotional wenig engagiert, wird ihr Gedankenleben im dritten Teil sehr viel durchschnittlicher. Befände sie sich nicht in ihrer ungewöhnlichen Situation, abwartend in einer Wohnung, wo sie nicht entdeckt werden darf - ihr Charakter wäre hier schlichtweg langweilig. Dieser Band fesselt leider weder durch seine Charaktere noch durch eine wunderbare Erzählung. Es verlegt sich statt dessen auf das gemächliche Verfolgen weitestgehend gemächlicher Ereignislosigkeit, und das Warten auf die erhoffte Vereinigung von Tengo und Aomame.

Auch im dritten Band neigt Murakami zur Wiederholung bereits bekannter Passagen. Natürlich, manchmal ist sie ein hilfreiches Stilmittel, um die Verbindung von Band drei zu seinen Vorgängern zu halten, teilweise aber füllt sie wieder nur die Seiten, ohne die Handlung oder die Gedankenentwicklungen der Figuren zu unterstützen.

Den dritten Band zu lesen, dient dem Leser schlicht schlicht der Vervollständigung der Geschichte. Zu diesem Zweck ist es keine Schande, ihn anzuschaffen. Das eine oder andere kuriose Element weist auch Buch drei auf, also Murakami Fantasielosigkeit vorzuwerfen, wäre doch verfehlt. Allerdings versäumt er es, die Idee der Little People, der Puppe aus Luft, etc. aufzuklären und weiterzuentwickeln. Die Figuren selbst beginnen zu begreifen, wie alles sich verhält – dem Leser bleibt diese Information jedoch vorenthalten. Böse Zungen behaupten, das stünde für Band vier zu erwarten.

Mein (vorerst?) abschließendes Fazit kann leider nur auf eines hinauslaufen: Die Trilogie gehört leider nicht zu den Werken, von denen ich denke, dass man sie unbedingt gelesen haben muss. Man kann. Aber man muss nicht.

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