Freitag, 8. Juni 2012

Hmpf

Heute war ich zu Recherchezwecken unterwegs. Für einen Roman – nicht zu früh freuen, es geht um die allerersten Seiten – brauche ich ein paar Schauplatzeindrücke einer Geschäftsbank der gehobenen Sorte. Ich hoffte auf etwas feudales! So feudal, dass ich mit meinem bisherigen Gehalt niemals auf die Idee käme, ein solches Gebäude für eigene Zwecke zu betreten. Meine Ursprungsidee einer, wie ich glaubte, Paradebeispiel-Nobel-Bank: vernichtend normal! Hm(pf).

Immerhin hatte ich eine alternative Idee, noch bevor ich das Haus verließ. Und tatsächlich: die Commerzbank am Domshof kann sich sehen lassen. Die Fassade, der Eingangsbeich: wirklich beeindruckend! Und kommt man in die Schalterhalle (gut, auch der Zahn wurde mir gezogen – es bleibt dabei: Es gibt eine Schalterhalle und es ist immer noch „nur eine Bank“), findet man ein Interieur, das zumindest mir in diesem Moment nicht ganz so 08/15 erschien wie zum Beispiel der Counterbereich einer Spaßkasse. Noch dazu, da die Customer-Area mit einem faszinierenden Glasdach überdeckt ist. Ich habe mir bei diesem Anblick so gedacht, dass ich doch wohl nicht die einzige sein könnte, die sich davon tatsächlich faszinieren ließe und fragte nach Infomaterial zum Gebäude. Der grauhaarige, vom Leben und dem ewigen Sitzen vor dem Computer gebeugte Mann am Kassentresen lachte mich nicht aus, sondern zeigte sich sehr hilfsbereit.  Für den Moment konnte er mir aber nur versprechen, es weiter zu verfolgen und bat mich um meine Kontaktdaten.
Trotzdem: irgendwie hmpf.

Als ich mich dem Ausgang zuwandte, fiel mir meine (neu erstandene) Digitalkamera ein, die ich extra für den Fall der Fälle eingesteckt hatte. So könnte ich mir die Schnitzereien an den schweren Holztüren, die verschnörkelten Türgitter und die, alten Zeiten nachempfundenen, Deckenmalereien zuhause leicht wieder vor Augen führen und viel besser beschreiben als aus meinem furchtbar von architektonisch-künstlerischem Fachvokabular unbelasteten, und daher detailungenauen Gedächtnis! Allerdings hatte ich in meinem Wohnzimmer zuvor schon eine leichte Befürchtung gehegt, die sich nun bewahrheitete: Akku leer.
ARGH

Am Eingang entdeckte ich, immernoch voller Entdeckergeist, ein Wandschild, das auf Epoche und Architekten verwies. ‚Ha‘, dachte ich mir triumphierend, ‚schreib‘ ich es mir eben auf! Dann hab ich zumindest das!‘ Öffnete erneut meinen Rucksack (die Kamera hatte ich schon aus dessen Tiefen geholt und wieder zurückverfrachtet), entnahm diesmal Block und Stift, öffnete den Stift … und fand ihn ohne Mine.
(seufz)


Also, hiermit kann ich leider nur sagen: wenn es so weitergeht, dauert das mit dem Roman noch ein wenig. Und das wohl nicht nur in Bezug auf den Abschluss, sondern auch schon auf den Anfang …

1 Kommentar: